Manuela Kral – Der lange Weg zu meiner Berufung

Manuela Kral – Der lange Weg zu meiner Berufung
Mein Name ist Manuela, ich bin 1965 geboren und sehr behütet, aber auch streng erzogen in Wien aufgewachsen. Die Kontrolle meiner Mutter führte dazu, dass ich mich einerseits anpasste, andererseits aber auch oft in Widerstand ging. Sie nannte mich eine „Revoluzzerin“, wodurch ich mich abgelehnt fühlte. Heute ehrt mich diese Bezeichnung, weil sie beweist, dass ich meine Werte verteidige. Jedenfalls habe ich mir damals geschworen, dass es meine Kinder einmal leichter haben, sich nicht vor mir fürchten sollten.
Der wertvollste Mensch in meiner Kindheit war meine Großmutter mütterlicherseits. Sie hat mich bedingungslos geliebt, mich genau so genommen, wie ich war, mich niemals kritisiert oder bestraft. Sie sagte einmal: „Die Zeit mit dir war die schönste in meinem Leben.“ Ein schöneres Kompliment habe ich nie bekommen. Ich war ein sehr neugieriges und kreatives Kind. Ich verbrachte die Zeit am liebsten mit Malen, Zeichnen, Basteln, Werken und Forschen. Leider wurde mir damals eingeredet, dass man von Kunst nicht leben kann und ich daher einen „ordentlichen“ Beruf lernen soll. Und so bin ich als Softwareentwicklerin in einem Bürojob gelandet.
1986 kam mein Mann in mein Leben und in weiterer Folge meine Tochter und mein Sohn zur Welt. Mit Beginn der Schulzeit meiner Kinder fing aber auch für mich eine schwere Zeit an. Obwohl ich es doch eigentlich anders machen wollte, war ich genauso streng und ehrgeizig wie meine Mutter seinerzeit.
Mit meinem Sohn gab es schon in der Volksschule Probleme. Er war einfach zu aufgeweckt, passte nicht in das starre System. Die Lehrerin deklarierte ihn zum „Problemkind“. Erst als er in die Waldorfschule wechselte, kehrte Ruhe und Frieden ein und er konnte sich ganz nach seinen Talenten entwickeln.
Meine Tochter war in der Pubertät die größte Herausforderung in meinem Leben. Ich fühlte mich völlig ohnmächtig, weil ich die Situation überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Je mehr ich mich bemühte, Zugang zu meiner Tochter zu bekommen, umso mehr verschloss sie sich. Je mehr ich mich bemühte, ihr Hilfe zu geben, umso mehr verweigerte sie diese. Lügen, Misstrauen und Streitigkeiten bildeten den Alltag. Ich war verzweifelt und am Ende meiner Kräfte. Mein Mann konnte mich auch nicht auffangen, weil er ebenso ohnmächtig war. In dieser Zeit haben wir uns beide zurückgezogen, jeder versuchte, selbst mit der Situation klarzukommen.
Und dann starb 2004 völlig unerwartet mein Vater. Das hat mir den Boden komplett unter den Füßen weg gerissen. Der einzige Mensch, der sich um MICH gesorgt hatte, war plötzlich nicht mehr da. Dazu kam die Sorge um meine Mutter, die mit dem Verlust überhaupt nicht klar kam.
Auch beruflich befand ich mich in einer Sackgasse, die Arbeit machte keine Freude mehr, alles war nur noch eine lästige Pflicht. Ich habe einfach nur noch irgendwie funktioniert, das Leben ist an mir vorbei gezogen, Freude und Spaß waren völlig verloren gegangen.
Zu den schweren psychischen Problemen bekam ich auch noch gesundheitliche: riesige Ekzeme an Beinen und Händen. Es war wortwörtlich zum Aus-der-Haut-fahren, der Juckreiz war nicht auszuhalten. Egal, was ich versuchte, nichts half, die betroffenen Flächen wurden immer größer. Die körperliche und seelische Erschöpfung und Verzweiflung wurden so groß, dass ich eigentlich nicht mehr leben wollte.
Heute weiß ich, dass es keine Zufälle gibt, aber damals kam tatsächlich aus heiterem Himmel Hilfe. Ich blätterte lustlos in der Firma die Betriebsratszeitung durch und da sprang mich ein Inserat an: „Integrative Kinesiologie“. Ich war elektrisiert und vereinbarte gleich einen Termin.
Schon die erste Sitzung brachte enorme Erleichterung! Allein die Möglichkeit, mit jemandem zu sprechen, der mich verstand, meinen Emotionen Lauf lassen zu können, war so befreiend! Nach weiteren Sitzungen und kam der Wunsch auf, diese Methode selbst zu erlernen. Endlich bot sich eine Möglichkeit, mich beruflich zu verändern und etwas Sinnvolles zu tun. 2005 begann ich die 2jährige Ausbildung, die mit einer Diplomprüfung abzuschließen war. Wow, welch mutige Entscheidung! Ich war selbst über mich überrascht. Heute weiß ich, dass es mein Überlebenstrieb war, der mich dazu gebracht hat.
Zu Beginn der Ausbildung stand vor allem Selbsterfahrung und das Lösen der grundlegendsten Blockaden auf dem Programm. Ich liebte es! Es kam ein Befreiungsschlag nach dem Anderen. Doch als dann die Module mit den Therapiemethoden kamen, fühlte ich mich der Rolle des Coaches nicht gewachsen. Ich zog die Ausbildung aber durch, bestand die Prüfung und machte mich nebenberuflich als Kinesiologin selbständig (dazu reduzierte ich meine Arbeitszeit auf 25 Wochenstunden).
Allerdings kamen nur wenige Klienten. Ein ganzes Jahr kämpfte ich mit mir, wollte mir kein Scheitern erlauben. Bis ich endlich erkannte: ich hatte diese Ausbildung für mich selbst gemacht! Und so befreite ich mich von dieser Last, gab den Betrieb auf und machte mir ein großes Geschenk: ich blieb in der Teilzeitbeschäftigung. 4 freie Tage pro Woche nur für mich! Das war ich mir wert!
Der Ausbildungsweg meiner Kinder stellte mich aber weiter auf die Probe. Beide brachen die Lehre ab, „verplemperten“ ein Jahr zu Hause. Ihr Schulabbruch war für mich eine Katastrophe. Doch irgendwann begriff ich, dass meine Kinder einfach Zeit brauchten und mit 14 Jahren nicht in der Lage waren zu wissen, was sie beruflich machen wollen. Mit einem Jahr Verspätung fanden sie ihren Weg und heute ist alles gut.
Dann kam eine Zeit, wo die Kinder bereits selbständig waren und mein Mann und ich lernen durften, wieder Zeit zu zweit zu verbringen. Wir entdeckten die Lust am Reisen. Heute sind das die wertvollsten Erlebnisse und Erinnerungen für uns.
Es gingen einige Jahre dahin, wo es mir recht gut ging. Bis ich Ende 2017 merkte, dass sich eine innere Unruhe breit machte. Ich wurde immer unzufriedener, hatte Stimmungsschwankungen. Und da kamen wieder einige „Zufälle“ in mein Leben. Ich traf eine Kollegin aus der Kinesiologie-Ausbildung auf Facebook wieder. Sie gründete damals eine Online-Community, in der wir uns das Ziel setzten, unseren Seelenauftrag zu finden.
Ich spürte auch gleich, in welche Richtung mein Weg gehen musste: ich durfte meine Kreativität nicht länger unterdrücken. Ich erkannte, dass die schwierigsten Phasen in meinem Leben immer die waren, in denen ich meiner Kreativität keinen Raum gegeben habe.
Die Community war von Beginn an magisch. Obwohl wir Mitglieder uns nicht persönlich kannten, war sofort eine innige Verbindung da. In diesem geschützten Raum konnten wir uns öffnen, wir mussten keine Bewertungen befürchten. Jeder wurde wertschätzend und respektvoll behandelt. Wir wurden uns gegenseitig zu Leuchttürmen auf unserem Weg.
Im Zuge der Arbeit an mir selbst entdeckte ich wieder die Lust am Schreiben und begann, Tagebuch zu führen. Und so kam auch spontan vor einer Reise die Idee, ein Reisetagebuch zu führen. Ich wollte aber keinen Blog schreiben, sondern ganz altmodisch ein handgeschriebenes Buch führen. Ich gestaltete es bunt mit Illustrationen und postete es auf Facebook. Meine Freunde waren begeistert und verfolgten die Berichte voll Spannung.
Anfang 2019 passierten weitere wunderbare Fügungen. Ich hatte den Wunsch, einen Cartoon-Zeichenkurs zu machen. *Pling!* bekam ich eine passende Werbung geliefert. Ich trat einer Gruppe Menschen auf beruflicher Neuorientierung bei und *pling!* traf ich dort auf eine Autorin, die eine Illustratorin suchte und in mir fand.
Kurz darauf habe ich meine Homepage kreiert und erstmals meine Bilder öffentlich präsentiert. Meine Reiseberichte und -tagebücher publizierte ich im Blog.
Dann kam die Idee auf, ich könnte Tassen mit meinen Motiven gestalten. Nachdem ich eine Druckerei gefunden hatte, begann ich meinen Online Shop einzurichten und meldete das Handelsgewerbe an.
Und plötzlich fügt sich alles zusammen: alles, was mir in meinem Leben immer die größte Freude gemacht hat, kann ich hiermit umsetzen. Das Malen, das Fotografieren, meine Coachingausbildung, das Reisen, das Schreiben.
Mein Seelenauftrag besteht darin, die Menschen mit meinem kreativen Schaffen zu berühren. Ihnen mit meinen Bildern und Herzensbotschaften auf fröhliche und sanfte Weise zu zeigen, was in ihnen steckt. Sie daran zu erinnern, was sie vergessen haben.
Rückblickend bin ich für alles dankbar, was mir auf meinem Lebensweg begegnet ist, weil es notwendig war, da hin zu kommen, wo ich jetzt bin.
Was hat mir auf meinem Weg am meisten geholfen?
Das allerwichtigste war die Erkenntnis, dass ich aus meiner Krise nicht allein heraus kommen kann und die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen. Und in weiterer Folge, mich an erste Stelle zu setzen. Nur wenn es mir gut geht, kann ich für andere da sein. Selbstaufopferung ist keine Option.
Mein Rat an dich: suche dir die beste Hilfe, die du bekommen kannst und ein unterstützendes Umfeld. Raus aus der Opferrolle, hin zum Schöpfer. Und das geht am besten mit gleichgesinnten Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, sich auffangen, Mut machen und vor allem: die sich mit dir freuen und dich feiern.
Tauche ein in meine Welt auf
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Der Satz deiner Oma hat meine Augen mit Tränen gefüllt.. So viel Liebe in einem Satz. Ich glaube, dass dich dies sicher getragen hat und dich all das hat schaffen lassen! Danke fürs Teilen! Alles Liebe!
Ich erzähle eine andere Geschichte, hier geht es um Kindeswohlgefährdung. Als im Mai letzten Jahres mein Enkel, jetzt 4 Jahre, und sein Bruder, jetzt 3 Jahre alt, in eine Pflegefamilie kamen, weil sich die Mutter nicht annähernd ausreichend um die Kleinen kümmern konnte, habe ich Monate lang nicht schlafen können. Jede Nacht hat mein inneres Kind geschriehen. Jede Nacht habe ich meinen Sonnenschein, meinen Enkel, weinen gehört. Dann kam noch der Vorwurf schweren sexuellen Missbrauchs von Seiten der Pflegefamilie, mein Sohn habe sich von meinen Enkel waschen lassen. Es war eine gruselige Zeit. Irgendwann kam aus meinem Herzen die Entscheidung, daß ich die Kinder aufnehmen muss. Ihnen sollte nichts schlimmeres mehr widerfahren, es gibt schon genug geschädigte Menschen. Ich wollte sie auffangen und für sie dasein. Auch das die Kinder mich die erste Zeit jeden Morgen gefragt haben, ob sie wieder dorthin zurück müssten. Heute wohnen die Jungs, jetzt seit 4 Monaten, bei mir. Ich erhalte zwar noch immer kein Pflegegeld, dafür steht jedoch fest, das es den Jungs gut geht und es zu keinem Missbrauch seitens meines Sohnes kam. Eine anstehende Zeit mit viel Ärger seitens eines Jugendamtes, Termine mit Kindertherapeutin, Sozialpädagogin, Anwältin, viel Schreibarbeit und liegt hinter mir. Dazu noch die Umstellung, denn ich habe jetzt zwei kleine Kinder bei mir. Jedoch steht jetzt fest, das es in dieser Pflegefamilie nicht rechtens zuging, die Kinder wurden hier verhauen, bekamen keinerlei Liebe, es war keine kindsgerechte herzliche Umgebung, und auch dieses Jugendamt nicht korrekt vorgegangen zu sein scheint. Am Freitag habe ich vom Münchner Jugendamt erfahren, daß es den Jungs bei mir gut geht, sie jetzt bleiben können, ich mich jetzt endlich auch Mal entspannen darf und gegen das Jugendamt außerhalb dieser Stadt und dessen Pflegefamilie vorgegangen wird.
Wir machen alle Fehler, aber wenn wir bereit sind, uns weiterzuentwickeln und Lernende bleiben und hinschauen mit offenen Herzen, dann hält das Leben so viele schöne Momente bereit.
Liebe Sylvia. Wie Du weisst würde ich mich total freuen, wenn auch Du Deine Geschichte schreiben würdest. Du hast ja einiges zu erzählen. Aber besonders die Geschichte der jüngsten Vergangenheit wäre inspirierend und Mut machend für andere.