Wir sind Mütter. Wir haben Mütter.

Ich hatte nicht immer einen guten Draht zu meiner Mutter. Doch als ich vor 13 Jahren das erste Mal Mutter wurde, hatte ich das Bedürfnis wieder mehr in Verbindung zu gehen. Das Muttersein hat mich grundlegend verändert. Von der Ich-Version in die WIR-Version. Ich habe die Welt mit neuen Augen gesehen und meine 3 Kinder haben mich so unendlich viel über mich selbst lernen und erfahren lassen.

Mit Anfang/Mitte 30 hatte ich mir ein tolles Leben aufgebaut, lebte in Shanghai, war aber trotzdem nicht erfüllt. Ich war innerlich unruhig und mein innerer Kompass stimmte nicht mit meiner Außenwelt überein. Ich machte mich auf den Weg zu mir selbst. Und auf diesem Weg spielte vor allem die Kindheit eine wesentliche Rolle. Ich bin dafür im Hier und Jetzt zu leben, aber die Vergangenheit zu nutzen, um uns besser zu verstehen und positive Veränderungen vorzunehmen. 

Und so setzte ich mich einerseits mit meiner Kindheit auseinander-was nicht immer leicht war. Mit 6 Monaten war ich in der Krippe-weil es nicht anders ging. Es war in meiner Generation total normal, das Kind schlafend im Kinderwagen auf die Wiese zu stellen, auch wenn man im 6. Stock wohnte. Meine Eltern brachten mich ins Bett, gingen dann tanzen und sagten einer Nachbarin Bescheid. Ich saß dann mit 4/5 nachts auf der Treppe und wartete. Sie ließen mich auch nachts allein in einem dunklen Gartengrundstück ohne Strom und Wasser, dass nur von dunklem Wald umgeben war und besuchten die Freunde am anderen Ende des Waldes. 

Das war damals so.

Es gibt noch unzählige andere Begebenheiten, noch tiefer gehend als die oben. Damals machte man sich nicht die Gedanken, die sich viele heute machen. Auch wurde ich in der ehemaligen DDR geboren und welchen Einfluß das auf mich hatte ist nochmal eine andere Geschichte! Freiheit wurde da vor allem im sexuellen Bereich gelebt! Auch kamen so viele Werte und Moral von oben übergestülpt, denen die meisten folgten…

Andererseits entstanden interessante Gespräche mit meiner Mutter. Auch über ihre Kindheit, ihrer Emotionen, ihre Kindheitsgeschichte. Nicht geliebt von den Eltern, das erste Paar eigene Schuhe mit 13, verantwortlich für ihre Geschwister und den Haushalt und vieles mehr. Ich konnte sehen und verstehen, warum sie die Person ist, die sie ist. 

Unsere Mütter sind essentiell, wenn nicht die wichtigste und prägendste Person am Beginn unseres Lebens. Sie haben DEN Einfluss auf unser Leben, sie stellen die Weichen. Sie tun das Beste, was sie zu dem Zeitpunkt können-wie auch wir das jetzt als Mütter tun. Immer im Bewusstsein, das Richtige zu tun. Wir sind auch gerade der Meinung, dass wir das Richtige tun. Und doch werden unsere Kinder später vielleicht sagen, sie hätten etwas anderes gebraucht. 

Es geht darum unsere Mütter anzuerkennen, auch wenn die Kindheit schlimm, schön, schwierig oder problemlos war. Wir sind wie wir sind, auch weil unsere Mütter so waren wie sie waren. Und auch sie haben eine Geschichte im Lebensrucksack. 

Wir sind entweder total liebevoll oder resilient oder erfolgreich oder eigenständig oder….. weil wir diese Kindheit hatten. 

Wenn wir unsere Mütter ablehnen, lehnen wir gleichzeitig einen Teil von uns ab! 

Wenn wir sie anerkennen und wertschätzen (und wenn es nur ist, dass sie uns das Leben geschenkt haben) kommt Frieden ins Herz und die Selbstliebe bekommt Raum.

Zurückblickend auf 14 Jahre Muttersein kann ich sagen: ich habe viele Fehler gemacht, auch teilweise weil ich es nicht besser wusste oder so getrieben war von inneren Glaubenssätzen und Verhaltensmustern. Mit der Auseinandersetzung mit mir selbst ist Ruhe eingekehrt und das Muttersein kommt natürlicher ohne ständig in meinem Lebensrucksack zu kramen. Heute habe ich meine ganz persönlichen Werte und Erziehungsstil. 

Ich kann Euch wirklich ans Herz legen, setzt Euch mit Eurer Kindheit auseinander. Setzt Euch mit Euren Eltern und deren Geschichte auseinander und findet Frieden im Herzen. Das ist ein Weg! Aber er lohnt sich. 

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